Wir zählen das Jahr 1156. Kaiser Friedrich I. – auch bekannt als Barbarossa – reitet mit einigen Gefolgsleuten durch einen Eichenwald bei Aachen. Als die Sonne hinter dem Horizont versinkt und das Land in ein goldenes Licht taucht, denkt Barbarossa über das Gewicht der Krone nach, die er trägt. Er ist nicht nur König, er ist die Verkörperung des Reiches selbst, ein lebendiges Symbol für Macht und Autorität.
Steckbrief
- Name: Friedrich III. von Schwaben, ab 1152: Kaiser Friedrich I.
- Geboren: ca. 1122 in Hagenau (Frankreich)
- Gestorben: 10.06.1190 am Fluss Salef in der Nähe des heutigen Silifke (Türkei)
- Beruf: Herzog von Schwaben, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
- Verheiratet: von 1147 bis 1153 mit Adela von Vohburg, von 1156 bis 1184 mit Beatrix von Burgund
- Kinder: 11 Kinder aus der Ehe mit Beatrix von Burgund. Die bekanntesten Nachkommen sind: Kaiser Heinrich VI., Friedrich VI. von Schwaben, Otto I. von Burgund, Konrad von Schwaben, Philipp von Schwaben
Krönung zum Kaiser
Das Leben des Stauferkaisers Barbarossa (Friedrich I.) war von Konflikten mit dem Papst und Machtkämpfen mit dem Geschlecht der Welfen geprägt. Sein Ziel, das Heilige Römische Reich wiederzubeleben, untermauerte er mittels mehrerer Feldzüge nach Ober- und Mittelitalien.
Ursprünglich als Friedrich III., Herzog von Schwaben, trat Barbarossa ab 1152 als Friedrich I. die Nachfolge seines Onkels Konrad III. auf dem deutschen Königsthron an. Drei Jahre später wurde er in Rom von Papst Hadrian IV. zum Kaiser gekrönt.
Konflikte mit dem Papsttum
Friedrich I. glaubte, dass seine Herrschaft von Gottes Gnaden sei, was zu Unstimmigkeiten mit dem Papsttum und jahrelangen Konflikten mit dem Nachfolger von Hadrian IV., Papst Alexander III. führte.
Der Konflikt mit dem Vatikan wurde zudem durch Autonomiebestrebungen der Lombardei verschärft. Friedrich führte deshalb vier Feldzüge gegen nord- und mittelitalienische Städte durch.
Autonomiebestrebungen der Lombardei
Die Unabhängigkeitsbestrebungen nahmen ihren Anfang, als Barbarossa versuchte in Konflikten zwischen den lombardischen Städten eine vermittelnde Rolle einzunehmen.
Er scheiterte, da er als parteiisch angesehen wurde und nicht in der Lage war, die traditionellen Aufgaben eines Herrschers zu erfüllen: Friedenssicherung und Rechtsdurchsetzung.
Die Weigerung einiger Städte, sich dem kaiserlichen Hof zu unterwerfen, musste gegen das Konzept der “kaiserlichen Ehre” abgewogen werden. Friedrich entschied sich für eine militärische Lösung und marschierte mit seiner Armee nach Norditalien.
Durchsetzung der kaiserlichen Hoheitsrechte
Nach der Zerstörung von Tortona und Mailand beabsichtigte Barbarossa, die königliche Macht in Norditalien radikal zu reorganisieren. Die alten Rechte des Reiches wurden wiederbelebt bzw. neu definiert und schriftlich niedergelegt.
Die richterliche Hoheit und Staatsgewalt sollte allein vom Reich ausgehen. Die Ernennung von kaiserlichen Verwaltern und die umfassende Nutzung der kaiserlichen Hoheitsrechte stießen jedoch auf den Widerstand der lombardischen Städte. Es kam erneut zu Kampfhandlungen.
Friedensschluss mit dem Papst und der Lombardei
Nachdem sein Cousin, der Welfe Heinrich der Löwe, ihm die Treue abgeschworen hatte, wurde Friedrich 1176 in der Lombardei besiegt. Aufgrund dessen schloss er kurz darauf mit dem Papst und den lombardischen Städten Frieden und akzeptierte deren Teilautonomie.
Kontrolle über das Heilige Römische Reich
Der Staufer erreichte jedoch sein Hauptziel: die Kontrolle über das wiederhergestellte Heilige Römische Reich.
Als Friedrich nach Deutschland zurückkehrte, festigte er seine Herrschaft, indem er 1180 über Heinrich den Löwen die Reichsacht verhängte und ihm die Reichsgebiete Sachsen und Bayern aberkannte.
1186 baute er seine Macht weiter aus, indem er seinen Sohn Heinrich VI. mit der normannischen Prinzessin Konstanze verheiratete.
Die Festigung seiner Machtstellung brachte ihm den Ruf eines Herrschers ein, der das Reich eint und für Frieden und Ordnung sorgt. Dieser Nimbus spiegelt sich auch in der Kyffhäusersage wider.
Scheidung von Adela von Vohburg
Friedrichs erste Frau Adela von Vohburg entstammte dem niederen Adel. Als der Kaiser seine Macht ausbaute, wünschte er sich eine Frau, die seinem Stand entsprach.
Zudem hatte Adela ihm nach einigen Jahren der Ehe immer noch kein Kind geboren. Deshalb ließ sich Friedrich im Jahr 1153 von Adela scheiden und heiratete Beatrix von Burgund.
Beatrix war zum Zeitpunkt der Hochzeit erst 16 Jahre alt. Die Grafschaft Burgund, die sie in die Ehe einbrachte, vergrößerte das Hoheitsgebiet von Friedrich. Aus der Ehe gingen insgesamt 11 Kinder hervor.
Blütezeit des Feudalismus
Unter Barbarossa erreichte auch der Feudalismus seinen Zenit. Unter dem Begriff Feudalismus versteht man eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform im mittelalterlichen Europa, die zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert aufblühte.
Diese basierte auf dem Lehenssystem. Das Lehen wurde von einem Herrn (in der Regel ein König oder ein höherer Adliger) an einen Vasallen (aus Adel oder Klerus) im Austausch für Loyalität, Schutz und verschiedene Dienste vergeben.
Der Vasall verwaltete das Land und agierte so als Grundherr. Ihm waren wiederum die Bauern als Leibeigene unterstellt. Sie bestellten das Land und schuldeten dafür dem Grundherren Abgaben (die “Fron”). Als Gegenleistung garantierten der Grundherr den Bauern Schutz.
Entsprechend mussten die Reichsfürsten (als Vasallen) dem Kaiser (als Lehnsherr) ihre bedingungslose Loyalität zusichern. Die gegenseitigen Verpflichtungen zwischen Lehnsherren und Vasallen wurden unter Friedrich I. immer genauer definiert und in Gesetzen festgehalten.
Kreuzzugs zur Befreiung Jerusalems
Friedrich I. führte den dritten Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems an. Während der Reise ins heilige Land ertrank er im Jahr 1190 im Alter von 68 Jahren im Fluss Saref (heute Gökş) in Kleinasien.
Die genauen Umstände seines Tods sind nicht bekannt. Man vermutet, dass er beim Durchqueren des Flusses oder bei einem Bad ums Leben kam.
Sein Leichnam sollte in die Heimat überführt werden, kam aber nie dort an. Der Verbleib der sterblichen Überreste von Friedrich I. ist bis heute ungeklärt.
Die Kyffhäusersage
Der Sage nach, soll Barbarossa durch einen Zauber in ein unterirdisches Schloss im Kyffhäusergebirge gebracht worden sein. Dort schläft er auf einem Thron aus Elfenbein.
Neben ihm steht ein runder Marmortisch, auf den er seinen Kopf stützt. Sein roter Bart reicht inzwischen bis zum Boden und ist beinahe um den ganzen Tisch herum gewachsen.
Alle 100 Jahre erwacht der Kaiser aus seinem Schlaf. Dann bittet er seinen treuen Zwerg Alberich, auf den Berg zu gehen und nachzusehen, ob die Raben noch um den Gipfel fliegen und krähen. Wenn dies der Fall ist, muss der Kaiser noch weitere 100 Jahre schlafen, um in die Welt zurückzukehren und für Frieden und Einheit zu sorgen.
Erst wenn der Bart den runden Marmortisch komplett umschließt, soll das Warten ein Ende haben. Dann erhebt sich ein stolzer Adler in den Himmel und vertreibt die Krähen. Der Kaiser erwacht, und mit ihm auch sein Gefolge. Barbarossa steigt dann aus dem Berg empor, sorgt für Ordnung und eint das deutsche Reich.
Weitere interessante Fakten
- Der Beiname „Barbarossa” rührt daher, dass Friedrich I. während seiner Expedition nach Italien von den Einheimischen aufgrund seines roten Bartes “Barbarossa” (Rotbart) genannt wurde.
- Die Kyffhäusersage, die ursprünglich mit Kaiser Friedrich II. verbunden war, wurde mit der Zeit auf Friedrich Barbarossa übertragen. Im Mittelalter gab es auch immer wieder Hochstapler, die sich als der zurückgekehrte Kaiser ausgaben.
- Friedrich I. übertrug die Herrschaft über Bayern an die Wittelsbacher, Sachsen wurde geteilt. Trotz allem gelang es Barbarossa nicht, den Einfluss der Welfen zu brechen.
Fazit
Friedrich I. Barbarossa, der erste Staufer auf dem Kaiserthron, hat die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches nachhaltig geprägt. Seine ehrgeizige und oft umstrittene Politik in Italien sowie sein ständiger Kampf mit dem Papsttum wecken immer wieder das Interesse viele Historiker.
Darüber hinaus haben sein mythischer Status als der “schlafende Kaiser” und der Glaube an seine spätere Rückkehr dazu beigetragen, dass sein Einfluss auf die nationale Identität der Deutschen ungebrochen ist.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema (FAQ)
Über Friedrichs Jugend ist kaum etwas bekannt. Es ist davon auszugehen, dass er eine standesgemäße Erziehung und Ausbildung genossen hat. Diese umfasste üblicherweise die Gewöhnung an den Umgang mit Pferden und Waffen, das Erlernen unterschiedlicher Jagdtmethoden sowie die Aneignung der in Adelskreisen gängigen Benimmregeln.
Den Beschreibungen verschiedener Chronisten zufolge war Friedrich I. schlank, nicht übermäßig groß, aber körperlich stark. Er hatte rötliches Haar, das sich leicht über die Stirn kräuselte. Seine Augen sollen scharf und stechend gewesen sein. Und wie es sein Beiname besagt, hatte er natürlich einen auffallend roten Bart.
Friedrichs Nachfolger wurde sein Sohn Heinrich der IV. Dieser bestieg 1169 den römisch-deutschen Königsthron und wurde 1191 zum Kaiser gekrönt.
Friedrich I. ertrank am 10. Juni 1190 im Fluss Saleph (Göksu) nahe der Burg Silifke. Es gibt mehrere widersprüchliche Berichte über seinen Tod. Einer Schilderung zufolge entschied er sich, den Fluss zu Fuß zu durchqueren. Dabei wurde er von der Strömung mitgerissen.
Ein anderer Bericht besagt, dass er bei der Überquerung des Flusses von seinem Pferd abgeworfen und durch das Gewicht seiner Rüstung unter Wasser gezogen wurde.
Wieder andere behaupten, dass er nach einer Mahlzeit einfach schwimmen ging und dabei einen Herzschlag erlitt.
Kaiser Barbarossa nahm tatsächlich Einfluss auf die Gründung von München. Er unterstützte 1156 das Ansinnen von Herzog Heinrich dem Löwen, der an der Isar einen Markt errichten wollte, um das Privileg der Freisinger Mauterhebung in Föhring zu unterlaufen.
Mit dem “Augsburger Schiedsspruch” vom 14. Juni 1158 bestätigte Barbarossa das Markt-, Münz- und Zollrecht für München. Dieser Schiedsspruch gilt als die Gründungsurkunde von München.
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Quellen und weiterführende Links:
- Elfi-Marita, Eibl: Friedrich I. Barbarossa 1152-1190 [Illustrierte historische Hefte 55], Deutscher Verlag der Wissenschaften, 09.02.1990.
- Oertel, Hugo: Friedrich I. Barbarossa: Das Leben des großen deutschen Kaisers (Biografien bei ebookland), 1. Aufl., Folgen Verlag, 23.12.2019.
- Uehli, Ernst: Die drei grossen Staufer: Friedrich I. Barbarossa – Heinrich VI – Friedrich II., VMA, 01.06.2010.
Beitrag: Friedrich I. – Bekannt als Kaiser “Barbarossa” – Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons
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