Im sogenannten „Hexenhammer“ fasste der Inquisitor Heinrich Kramer (1430 – 1505) alles zusammen, was er über schwarze Magie wusste. Das Werk diente als Anleitung für die Überführung und Verurteilung von (vermeintlichen) Hexen. Kramer löste damit die Hexenverfolgung aus, die den Tod zehntausender unschuldiger Frauen zur Folge hatte.
Wer war Heinrich Kramer?
Heinrich Kramer kam 1430 in Schlettstadt im Elsass zur Welt. Er studierte im dortigen Dominikanerkloster. 1473 wurde Heinrich Kramer von Papst Sixtus IV. mit dem Amt des Inquisitors betraut. Dies bedeutete, dass er kirchliche Prozesse gegen Andersgläubige führen durfte.
Die sogenannte “Hexenbulle” legitimierte die Hexenverfolgung
In Teilen des Vatikans stieß die Hexenverfolgung jedoch auch auf Ablehnung. Kramer benötigte mehr Unterstützung. 1484 legte er dem neuen Papst Innozenz VIII. ein Schriftstück vor, das von diesem gebilligt und als “Hexenbulle” veröffentlicht wurde.
Die Kirche erkannte darin erstmals die Hexerei an. Sie legalisierte deren Verfolgung und gab der Inquisition somit ein mächtiges Werkzeug in die Hand.
Ein erster Hexenprozess führte zu Freisprüchen
Im Sommer 1485 reiste Kramer mit dieser Bulle nach Innsbruck und begann dort einen Hexenprozess. Sieben Frauen wurden verhaftet und angeklagt. Allerdings war der Bischof der Diözese Brixen von der Rechtmäßigkeit des Prozesses nicht überzeugt.
Auf Drängen des Bischofs wurden die Beschuldigten freigesprochen und Kramer der Stadt verwiesen. Der Inquisitor zog zerknirscht von dannen.
1486 veröffentlichte Kramer den “Hexenhammer”
Doch so schnell gab sich Kramer nicht geschlagen. Er schrieb ein Buch, um seine Zeitgenossen auf die Gefahren der Hexerei aufmerksam zu machen. In wenigen Monaten war der sogenannte „Hexenhammer“ (lat. “Malleus maleficarum”) fertiggestellt.
Das gesamte Werk zeichnet sich durch mangelnde Struktur, inhaltliche Fehler, extreme Frauenfeindlichkeit, Falschbehauptungen und Umdeutung historischer Fakten aus.
Hexen konnten demnach fliegen, den Teufel beschwören und sich mit Hilfe von Dämonen in Tiere verwandeln. Der Autor zitiert rund 250 Fälle, darunter Berichte über durch Hexen verursachte Blitzschläge, von Männern, die ihrer Fruchtbarkeit beraubt wurden und Geschichten über Hebammen, welche Kinder töteten, um sie dem Teufel zu übergeben.
Kramer berief sich auf Augustinus und Thomas von Aquin
Heinrich Kramer berief sich zur Untermauerung seiner Thesen auf Augustinus (354-430) sowie Thomas von Aquin (1225-1274), beides große Persönlichkeiten der katholischen Theologie. Diese hatten sich in ihren Schriften bereits in philosophischer Hinsicht mit der Hexerei auseinandergesetzt. Kramer vereinfacht jedoch deren Aussagen oder interpretiert sie für seine Zwecke um.
Darüber hinaus befasst sich der “Hexenhammer” mit der praktischen rechtlichen Umsetzung der Hexenverfolgung. Kramer arbeitete Anleitungen zur Prozessführung aus und schildert anhand vielfältiger Beispiele detaillierte Regeln für Gerichtsverfahren gegen Hexen.
Der Hexenhammer wurde ein Bestseller
Trotz der vielen Widersprüchlichkeiten und Unwahrheiten wurde der „Hexenhammer“ ein großer Erfolg. Kramer wählte effektvolle und alarmierende Formulierungen. Seine Ideen gewannen dadurch immer mehr Einfluss. Das päpstliche Edikt, das der Schrift vorangestellt wurde, verlieh dem Werk zudem einen offiziellen Charakter.
Das große Interesse an Kramers Buch beruhte aber auch noch auf anderen Ursachen. Im ausgehenden 15. Jahrhundert zog eine Kältewelle nach Mitteleuropa. Lange Winter und kühle Sommer führen zu Ernteausfällen und Nahrungsmittelknappheit. Gleichzeitig brach auf deutschem Gebiet eine Pestepidemie aus. Derartige Katastrophen wurden meist Hexen zugeschrieben.
Der Buchdruck beschleunigte die Verbreitung des “Hexenhammers”
Auch der neu aufgekommen Buchdruck beschleunigte die Verbreitung des Hexenhammers. Bis 1523 wurden allein 13 Ausgaben des Buches veröffentlicht, wahrscheinlich in einer Auflage von etwa 10.000 Exemplaren.
Doch schon zu Kramers Lebzeiten wurde Kritik am „Hexenhammer“ laut. Zur Zeit der Renaissance stieß die Inquisition bei immer mehr Menschen auf Ablehnung. In Spanien, Portugal, Italien und einigen weiteren Ländern wurden Gesetze erlassen, welche die Verfolgung von Hexen erschwerten.
In Deutschland blieb der Hexenhammer jedoch lange aktuell: Bis 1669 wurde er insgesamt 29 Mal veröffentlicht.
Den Originaltext des Hexenhammers kann man hier nachlesen.
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Quellen und weiterführende Links:
- https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/hexenverfolgung/pwiederhexenhammer100.html
- https://www.geo.de/magazine/geo-epoche/18387-rtkl-der-hexenhammer-wie-ein-grausamer-bestseller-die-hexenjagd-vorantrieb
- https://www.dw.com/de/hexenhammer-ein-buch-mit-t%C3%B6dlichen-folgen/a-15754302
Beitragsbild: Geöffnetes, altes Buch – pexels.com / George Sharvashidze
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