Am 29. April 1986 erschütterte eine erschreckenden Nachricht die Welt. In der sowjetischen Stadt Tschernobyl hatte sich ein Reaktorunfall ereignet. Der GAU (Größter anzunehmender Unfall) war das bis dahin schwerste Unglück in der Geschichte der zivilen Kernkraftnutzung.
Wie kam es zur Katastrophe?
Vier Tage zuvor, am 25.04.1986, schalteten Techniker das Notkühlsystem und einige weitere Sicherheitssysteme im Rahmen eines Tests ab – eine grobe Missachtung der Sicherheitsrichtlinien. Infolgedessen überhitzte der Kernbrennstoff und die Brennstäbe wurden zerstört.
Dadurch explodierte am 26.04.1986 der Reaktorblock 4 des Kraftwerks. Er setzte innerhalb weniger Tage etwa 10 % des radioaktiven Materials frei, das bei allen bisherigen Atomtests in die Atmosphäre gelangt war.
Die Liquidatoren
Schätzungsweise 600.000 bis 800.000 waren an den Aufräumarbeiten und dem Bau des ersten Sarkophags beteiligt.
Sie wurden „Liquidatoren“ genannt, weil sie die Folgen der Katastrophe beseitigen sollten. Die anfänglich für die Räumungsarbeiten eingesetzten Roboter vielen aus, da deren Elektronik der hohen Strahlung nicht stand hielt.
Gefahren von Tschernobyl wurden verschwiegen
Während das Kraftwerk noch brannte, schickte man Leute auf das Dach des Reaktorblocks. Mit Schaufeln mussten sie die durch die Explosion aufgewirbelten Graphitbrocken und andere radioaktive Stoffe zurück in den Krater werfen.
Den Liquidatoren verschwieg man, wie gefährlich die Arbeit durch die hohe Strahlenbelastung war.
Radioaktive Wolke über Europa
In den Tagen nach dem Unglück zog eine radioaktive Wolke Richtung Nord- und Mitteleuropa. Wegen der Kontamination brach dort die Nachfrage nach regionalem Freilandgemüse, Frischmilch und Obst rapide ein. An regnerischen Tagen durften die Kinder nicht mehr draußen spielen.
Evakuierung eines riesigen Gebiets
Die Schäden für die Bewohner der Region um Tschernobyl waren jedoch weitaus gravierender. Viele Leute starben, wurden schwer verletzt oder litten an der Strahlenkrankheit. Kinder kamen missgebildet zur Welt.
Im Zuge einer groß angelegten Evakuierung mussten 116.000 Bewohner die Region für immer verlassen. Die Behörden ließen die strahlenden Reste des Reaktors 4 mit einer massiven Betonhülle abdecken.
Die Katastrophe von Tschernobyl in Zahlen:
- 134 der Liquidatoren litten an akuter Strahlenkrankheit
- Laut WHO starben 2200 Arbeiter vorzeitig an Strahlenschäden
- 116.000 Menschen wurden umgesiedelt
- Seit 1990 wurden eine deutliche Häufung von Schilddrüsenkrebs in der Ukraine, Belarus und Russland registriert (rund 6000 Fälle)
Vertuschung des Vorfalls im Ostblock
Die ersten Nachrichten über die Havarie in Tschernobyl wurden nicht von den sowjetischen Behörden veröffentlicht. Vielmehr berichteten amerikanische Aufklärungseinheiten und schwedische Messstationen über den Vorfall.
Auf besonderen Ärger und Unverständnis stieß die Entscheidung, die verbleibenden Reaktoren einige Tage nach dem Super-GAU wieder anzufahren.
Die Anti-Atomkraft-Bewegung und Tschernobyl
Die Anti-Atomkraft-Bewegung in Westeuropa und den USA sah sich in dem bestätigt, was sie schon immer befürchtet und angemahnt hatte.
Dennoch schaltete man in den westlichen Ländern keinen Kernreaktor ab. Die dortigen Regierungen verwiesen stets auf die hohen Sicherheitsstandards der heimischen Atomkraftwerke.
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Quellen und weiterführende Links:
- https://www.geo.de/wissen/tschernobyl–reaktorexperiment-wird-zur-katastrophe-30844826.html
- https://www.planet-wissen.de/technik/atomkraft/das_reaktorunglueck_von_tschernobyl/schwere-reaktorunfaelle-weltweit-100.html
- https://www.lpb-bw.de/tschernobyl
Beitragsbild: Der Kernreaktor in Tschernobyl – Quelle: Ernmuhl at lb.wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Vielseitig interessierter und leidenschaftlicher Autor zu Themen, wie Geschichte, Philosophie, Technik, Wirtschaft, Literatur uvm.