Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) verursacht beim Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln verschiedene Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Erstaunlicherweise gibt es bei der Verbreitung dieser Verdauungsstörung in Europa ein Nord-Süd-Gefälle.
Laktoseintoleranz ist keine Allergie
Menschen mit Laktoseintoleranz können Milch und Milchprodukte nur eingeschränkt konsumieren. Der Grund dafür ist ein Mangel an Enzymen.
Laktoseintoleranz ist keine Allergie. Bei der Kuhmilchallergie reagiert der Körper schon auf kleine Mengen von Milch oder Milchprodukten. Andererseits können Menschen mit Laktoseintoleranz bestimmte Mengen an Laktose vertragen, ohne dass es zu Beschwerden kommt.
Ein urzeitliches Erbe?
Die Laktoseintoleranz wird durch einen Mangel oder eine verminderte Aktivität des Enzyms Laktase verursacht. Hierbei handelt es sich um ein urzeitliches Erbe.
Die meisten Menschen verlieren von Kindheit an allmählich an Enzymaktivität (Hypolaktase). Sie können aufgrund ihrer genetischen Veranlagung im Erwachsenenalter nur wenig Laktase produzieren.
Doch das ist ganz normal. Die Notwendigkeit Milch in größeren Mengen verdauen zu können, war bei unseren Urahnen auch nur bei Säuglingen gegeben.
Unsere modernen Ernährungsgewohnheiten als Ursache?
Die Lebensmittelindustrie produziert jedoch immer mehr Milchprodukte mit einem erhöhten Laktosegehalt. Alle süßen und fetthaltigen Lebensmittel haben eine angenehme Wirkung auf die Geschmacksnerven und verkaufen sich daher gut.
Die Laktoseintoleranz ist somit nur eine der Folgen einer zunehmend ungesunden Ernährung (Stichwort “Zivilisationskrankheit”).
Die verminderte Laktoseproduktion kann zu einer Laktoseintoleranz führen. Das muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein. Eine Restaktivität der Laktase von etwa 50 % wird als ausreichend angesehen.
Verlauf und Auftreten
In den meisten Fällen beginnt der Verlust bereits im zweiten Lebensjahr. Die Symptome treten in der Regel im Erwachsenenalter auf und sind bei Kindern weniger häufig. Die Beschwerden verschwinden, wenn Laktose vermieden wird.
Geringe Mengen an Laktose in Lebensmitteln verursachen jedoch in der Regel keine Probleme. Daher sind z. B. laktosehaltige Arzneimittel größtenteils auch für Menschen geeignet, die Laktose nicht vertragen.
Der Anteil der Bevölkerung mit Laktasemangel nimmt von Nord- nach Südeuropa deutlich zu, wobei etwa 2 % in Nordeuropa und mehr als 70 % in Süditalien leben. In Deutschland liegt die Zahl bei rund 20 %.
Warum gibt es geographische Unterschiede?
Die Ursachen für diese Unterschiede werden seit langem von Archäologen, Paläontologen und Archäozoologen untersucht. Die bisherigen Forschungen haben ergeben, dass die ersten Milchbauern vor rund 7.500 Jahren vom Südosten Europas nach Nordeuropa kamen.
Allerdings konnten sie Milch nur in Form von Joghurt bzw. Kefir verdauen. Beides enthält nur wenig Laktose. Dies konnte durch die Untersuchung von Milchfetten in steinzeitlichen Töpfen nachgewiesen werden.
Es wird angenommen, dass die Milch einen revolutionären Einfluss auf die frühen europäischen Gesellschaften hatte. Menschen, die auch über das Säuglingsalter hinaus Milch verdauen konnten, verfügten über einen entscheidenden Vorteil. Weil es so möglich war, Kinder nach dem Abstillen mit Kuh-, Ziegen oder Schafsmilch zu versorgen, nahm die Kindersterblichkeit deutlich ab.
So gab es mehr helfende Hände auf den Feldern. Hungersnöte wurden seltener. Dies hat wahrscheinlich die biologische Selektion in Nordeuropa verstärkt. Zudem stellte die fetthaltige Milch im kalten Norden eine gute Ergänzung des Speiseplans dar.
Sekundäre (erworbene) Laktoseintoleranz
Laktoseintoleranz kann auch als Folge verschiedener Erkrankungen auftreten, wie z. B. Dünn- oder Dickdarmerkrankungen sowie Veränderungen am Verdauungstrakt, z. B. nach Operationen. Man spricht dann von sekundärer Laktoseintoleranz.
Darüber hinaus können Medikamente, wie z. B. eine langfristige Antibiotikabehandlung, die Darmfunktion beeinträchtigen, was ebenso mit einem Mangel an Laktase einhergeht und die Laktosetoleranz vorübergehend vermindert.
Primäre (angeborene) Laktoseintoleranz
Eine angeborene Laktoseintoleranz bzw. ein angeborener Laktasemangel tritt bei Säuglingen äußerst selten auf. Gesunde Babys (es sei denn, sie wurden vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren) verfügen von Anfang über ausreichend Laktase. Das bedeutet, dass sie sowohl laktosehaltige Muttermilch als auch Flaschenmilch verdauen können.
Nur sehr wenige Säuglinge kommen mit absolutem Laktasemangel (Alaktasie) zur Welt. Die betroffene Kinder vertragen keine Muttermilch und werden in den ersten Lebenswochen schwer krank, wenn keine ärztliche Behandlung erfolgt.
Symptome
Dickdarmbakterien zersetzen die unverdaute Laktose. Bei diesem Prozess werden bestimmte Abbauprodukte – insbesondere Gase – freigesetzt, die Beschwerden im Magen- und Darmtrakt verursachen.
Das kann zu folgenden Symptomen führen:
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Völlegefühl
- Aufstoßen
- Übelkeit
- Durchfall
Behandlungsmöglichkeiten
Mit einer laktosearmen oder laktosefreien Ernährung, die auf die individuelle Toleranz abgestimmt ist, lassen sich die Symptome in der Regel vermeiden oder zumindest verringern. Es ist auch möglich, ein laktasehaltiges Präparat einzunehmen, um den Beschwerden vorzubeugen.
Die sekundäre Laktoseintoleranz verschwindet oft vollständig, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird.
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Quellen und weiterführende Links:
- https://www.br.de/wissen/laktose-intoleranz-milch-nahrungsmittel-unvertraeglichkeit-allergie-milchzucker-104.html
- https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_65772752/laktoseintoleranz-diese-lebensmittel-koennen-sie-geniessen.html
- https://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/05/laktoseintoleranz
Beitragsbild: Milchglas mit Milchkanne – Timo Klostermeier | ccnull.de | CC-BY 2.0
Vielseitig interessierter und leidenschaftlicher Autor zu Themen, wie Geschichte, Philosophie, Technik, Wirtschaft, Literatur uvm.